Der Berliner Senat hat Einsparungen im Haushalt in Höhe von 3 Milliarden Euro für das Jahr 2025 und 2 Milliarden Euro für 2026 angekündigt. Für die Kulturszene steht eine Kürzung um 10 % für das Jahr 2025 im Raum, ebenso für 2026 und 2027. Das hätte dramatische Folgen für die Kultur und Berlin insgesamt. Wir haben uns mit anderen Berliner Kulturschaffenden zusammengeschlossen, um öffentlich dagegen zu protestieren.

Bitte unterstützen Sie unser Anliegen durch das Unterzeichnen und Teilen dieser Petition des Deutschen Bühnenvereins.

Offener Brief & Petition

Der Deutsche Bühnenverein Landesverband Berlin hat sich mit einem offenen Brief und einer Petition an den Senat gewandt: »Wir als Verbund der Opern- und Konzerthäuser, der Sprechtheater, der Revue und des Kabaretts in Berlin rufen den Senat dazu auf, bei den anstehenden Beratungen zur Konsolidierung des Gesamtlandeshaushalts den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellenwert der Kultur in den Fokus zu nehmen.«

Die Berliner Opern- und Konzerthäuser, Orchester und Chöre sowie das Staatsballett fordern die Berliner Politik haben ebenfalls in einem gemeinsamen Statement den Senat aufgefordert, die geplanten Einsparziele im Haushalt nicht auf den Kulturbereich anzuwenden. 

Die wichtigsten Punkte:

  • Der Kulturbereich hat derzeit einen Anteil von 2,1 % am Gesamthaushalt des Landes Berlin – eine geringe Investition, die einen maximalen Imagegewinn für die Stadt Berlin erzeugt. Kürzungen in der Kultur – das wichtigste Alleinstellungsmerkmal der Stadt – werden die Ausstrahlung Berlins drastisch mindern.
  • Die Kultur ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: als Arbeitgeber in der Kreativbranche ebenso wie im Tourismus. Mehr als die Hälfte der Berlin-Gäste kommen nachweislich wegen des attraktiven Kunst- und Kulturangebots in die Stadt. Kürzungen in der Kultur würden dieses Angebot stark beschneiden und damit zu massiven Einnahmeausfällen für die gesamte Stadt Berlin führen.
  • Kürzungen bedeuten zudem eine existenzielle Bedrohung für viele unabhängige Künstler*innen, Gruppen und Bühnen, die das kulturelle Leben dieser Stadt in weltweit einzigartiger Weise mitprägen und ohne deren Mitwirken größere Produktionen in den Konzert- und Opernhäusern nicht realisiert werden können.
  • Die Kulturschaffenden in dieser Stadt stehen solidarisch zusammen, um Kürzungen für den Kultursektor insgesamt entschieden abzuwenden, und wollen nicht in einen Verteilungskampf gezwungen werden.

Gemeinsame Erklärung zur Streichung der Jugendkulturinitiative, 3. Dezember 2024

Die 100%ige Streichung der Initiative Jugendkultur gefährdet den Ausbau der gleichberechtigten kulturellen Teilhabe für junge Menschen in ganz Berlin.

‍Das Thema »Kulturelle Teilhabe«  – also die Beteiligung aller Berlinerinnen und Berliner an öffentlich geförderten Kulturangeboten – steht ganz oben auf der kulturpolitischen Agenda des neuen Senats. »Kulturelle Bildung ist ein Schlüssel zu deren Umsetzung.« So heißt es in einer Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt vom 21. September 2023.

Kultursenator Joe Chialo wird in der Mitteilung zitiert:
»Ich freue mich sehr, dass wir im Entwurf des Senats für den Doppelhaushalt 2024/25 Mittel für die Pilotphase einer ‚Jugendkulturinitiative‘ aufnehmen konnten. Im Mittelpunkt dieser Initiative steht die Teilhabe junger Menschen in sozial benachteiligten Vierteln. Kulturelle Bildung – gerade bei jungen Menschen – ist nicht nur für die individuelle Persönlichkeitsentwicklung von großer Bedeutung. Sie bildet auch die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit der außerordentlich dichten und vielfältigen Kulturlandschaft Berlins.« (www.berlin.de/sen/kultgz/aktuelles/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1368085.php).

‍‍Junge Menschen haben ein Recht auf kulturelle Bildung, die ihnen hilft, ihre Potenziale zu entfalten und ihre Welt aktiv zu gestalten – unabhängig von sozialer Herkunft, kultureller Zugehörigkeit und Geschlecht. Kulturelle Bildung ist kein Luxus, sondern eine Grundlage, die junge Menschen befähigt, selbstbewusst zu handeln und sich in die Gesellschaft einzubringen. Sie schafft Räume, in denen sie ihre Kreativität entfalten, soziale Beziehungen stärken und sich aktiv in eine demokratische Gesellschaft einbringen können.

Die vom Berliner Senat geplante 100-prozentige Kürzung der Pilotphase des Förderprogramms Jugendkulturinitiative und der Projektmittel von Berlin Mondiale – der Organisation, die das Begleitprogramm durchführt – bedroht diese wichtigen Möglichkeiten. (Mondiale ist auch Partner des von den Berliner Philharmonikern initiierten Festivals Xberg & Du, Anm. der Red.) Diese Entscheidung trifft vor allem Kinder und Jugendliche, denen der Zugang zu kulturellen Angeboten ohnehin erschwert ist. Die Beendigung der Jugendkulturinitiative in der Pilotphase bedeutet ein abruptes Ende der kulturellen Bildungsarbeit in Bezirken wie Süd-Neukölln, Spandau, Marzahn-Hellersdorf, Kreuzberg und Reinickendorf. Mit diesen Entscheidungen werden nicht nur einzelne Projekte geschwächt, sondern auch jungen Menschen, vor allem außerhalb des Berliner S-Bahn-Rings, die Chance genommen, Selbstwirksamkeit zu erfahren und demokratische Kompetenzen zu entwickeln.

Die vorzeitige Beendigung der Jugendkulturinitiative und der Berlin Mondiale führt nicht zu langfristigen Einsparungen. Bis 2024 wurde bereits fast 1 Million Euro in die Initiative zur Entwicklung strukturell nachhaltiger, dezentraler Kulturangebote investiert. Es wurden Partnerschaften in strukturell unterversorgten Stadtteilen aufgebaut, Mitarbeiter eingestellt, Bezirksämter einbezogen und vor allem Vertrauen und Beziehungen zu jungen Menschen aufgebaut. Innerhalb eines Jahres hat die Initiative Jugendkultur den Grundstein für eine nachhaltige Zusammenarbeit zwischen Kultureinrichtungen und lokalen Akteuren gelegt. Würden die Mittel jetzt gekürzt, würden diese Errungenschaften zunichtegemacht und enttäuschte und möglicherweise abgehängte junge Menschen zurückbleiben. Auch aus rein wirtschaftlicher Sicht ist dieser Ansatz kontraproduktiv, denn er wird auf lange Sicht erheblich mehr kosten.

Anstatt Kultur- und Jugendprogramme zu kürzen, brauchen wir mehr Investitionen in die kulturelle Bildung. Pilotprogramme wie die Initiative Jugendkultur sind wichtige Meilensteine für den stadtweiten Ausbau dezentraler Kulturarbeit.

Wir fordern den Berliner Senat auf, diese Verantwortung ernst zu nehmen und dafür zu sorgen, dass kulturelle Bildung für alle zugänglich bleibt - als Grundlage für eine kreative, solidarische und demokratische Gesellschaft.

‍Unterzeichner*innen:
Sasha Waltz & Gäste
Schwules Museum
Literaturhaus Berlin
Heimathafen Neukölln
Theater an der Parkaue
Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Berliner Philharmoniker
Konzerthaus Berlin
Schaubühne am Lehniner Platz
Berlin Mondiale


Statement von Clive Gillinson, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter der New Yorker Carnegie Hall

»Kultur ist das Herz der Stadt«


Demonstration am Brandburger Tor am 13. November

ine Gruppe von Menschen steht vor dem Brandenburger Tor in Berlin und hält Plakate in Pink und Lila mit der Aufschrift „#BerlinIstKultur“ und „Kulturabbau verhindern“. Sie protestieren gemeinsam für den Erhalt von Kultur und wirken entschlossen, trotz des kühlen Wetters.
Demonstration vor dem Brandenburger Tor | Bild: Tobias Möller

Gemeinsam mit vielen anderen Kultureinrichtungen Berlins haben wir vor dem Brandenburger Tor gegen die drohenden unverhältnismäßigen Einsparungen in der Kulturbranche demonstriert. 


Aktionstag am 16. Oktober 2024

Aufruf zum Aktionstag

Am 16. Oktober machen Künstler*innen, Kulturinstitutionen und Kultureinrichtungen aus Berlin mit verschiedenen Aktionen auf die drohenden Kürzungen und den damit verbundenen Folgen aufmerksam. 


Interview mit Intendantin Andrea Zietzschmann

»Weniger Konzerte, weniger musikalische Bildung, höhere Preise« sind nur ein paar der befürchteten Folgen durch die drohenden Sparmaßnahmen im Berliner Haushalt. Intendantin Andrea Zietzschmann erklärt im Gespräch mit rbbKultur, warum die Kultur so wichtig für Berlin ist und Einsparungen fatale Folgen für die gesamte Kulturszene hätten.