Johlender Applaus, stehende Ovationen, schrille Zurufe: Bei wohl kaum einem anderen Anlass dürfen sich Berliner Philharmoniker über so einen ohrenbetäubenden Beifall freuen wie bei Schulkonzerten. Das ist aber natürlich nicht der (einzige) Grund, warum sich das Orchester auch auf Tournee für solche Formate engagiert.
Musikvermittlung ist seit vielen Jahren Teil des Selbstverständnisses der Musikerinnen und Musiker – in Berlin und unterwegs. Auf der diesjährigen Festivaltournee gestalten Mitglieder des Orchesters Einführungen für junge Erwachsene, ein Schulkonzert im Kultur- und Kongresszentrum Luzern und springen ganz spontan für eine verhinderte Musikerin ein, die in einer Schule ein Konzert geben sollte. Ein Bericht in umgekehrt chronologischer Reihenfolge.
Auf der Fahrt von Salzburg nach Luzern bekommt die Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros der Berliner Philharmoniker einen Anruf von einer Kollegin vom Lucerne Festival: Die Pianistin, die bei einem geplanten Schulkonzert auftreten soll, kann nicht anreisen. Ob wohl jemand aus dem Orchester einspringen könnte? Die Education-Abteilung der Berliner Philharmoniker schaltet sich ein und wird fündig. Insgesamt sechs Musikerinnen und Musiker kommen zur Hilfe und besuchen spontan die Kantonsschule Reussbühl.
Guillaume Jehl, Bertold Stecher (beide Trompete), Olaf Ott (Posaune), Elias Samuel Rodehorst (Tuba), Paula Borggrefe (Violine), Sophie Pardatscher (Klarinette) stellen sich und ihre Instrumente den 150 Schüler*innen der 8. Klasse vor. Die letzten drei sind aktuell Stipendiat*innen der Karajan-Akademie. Sogar die Pressesprecherin der Berliner Philharmoniker springt als Moderatorin ein.
Die Schüler*innen sind beeindruckt, aus wie vielen Nationen die Mitglieder des Orchesters kommen. Und dürfen raten, welche Nation die zweitstärkste nach den Deutschen ist (Antwort: die Schweiz!). Natürlich wird auch musiziert und die Schüler*innen dürfen Fragen stellen.
Nach dem Konzert stehen Bertold Stecher und Paula Borggrefe für den Schüler*innen-Podcast noch Rede und Antwort. Bertold Stecher erzählt, wie er zu den Berliner Philharmonikern kam und warum er nicht Skirennläufer geworden ist.
Dann werden alle wieder schnell ins Auto gesetzt, es geht zurück nach Luzern. Am nächsten Tag findet ein weiteres Schulkonzert statt. Das war lange geplant, wird aber um einiges lauter werden.
Hornistin Sarah Willis ist ein bekanntes Gesicht bei den Luzerner Schüler*innen. Bereits letztes Jahr moderierte sie ein Schulkonzert und kann sich noch an einige Kinder aus der ersten Reihe erinnern. Diesmal hat sie aber statt der Schlagzeuger die Blechbläser der Berliner Philharmoniker mitgebracht. Die müssten wie richtige Pop-Stars gefeiert werden, weshalb die Kinder so richtig doll applaudieren sollen. Der Wunsch wird erfüllt und die Musiker werden mit tosendem Beifall begrüßt.
Einige Musiker waren schon beim gestrigen Schulkonzert dabei. Die ganze Besetzung: Guillaume Jehl, Andre Schoch, Bertold Stecher, Tamás Velenczei (Trompete) sowie Aushilfstrompeter Sebastian Berner, Sarah Willis (Horn), Elias Samuel Rodehorst (Tuba), Christhard Gössling, Olaf Ott, Jesper Busk Sørensen, Thomas Leyendecker (Posaune), Stefan Schulz (Bassposaune).
Sarah Willis stellt die verschiedenen Instrumente vor und zeigt dabei ein bisschen Voreingenommenheit für ihr eigenes: das Horn. Mithilfe eines Gartenschlauchs demonstriert sie, wie lang ein Horn wäre, wenn man es ganz aufwickeln würde – und dass sie Mozart auch auf einem Schlauch spielen kann. Dann wird die Tuba genauer vorgestellt. Die ist nicht nur ca. 20 Mal so schwer wie eine Trompete, laut Sarah Willis kann sie auch wie ein Elefantenpups klingen. Die Kinder sind begeistert!
Gegen Ende des Konzerts wird abgestimmt: Welches ist das coolste Blechblasinstrument? Alle Instrumentengruppen bekommen gleich viel Applaus. Zu einem Pferdemarsch (eine lautstark eingeforderte Zugabe) dürfen die Schüler*innen dann tanzend und stampfend den Saal verlassen.
Ein paar Tage zuvor in Salzburg geht es doch wesentlich ruhiger zu. Schlagzeuger Raphael Haeger wird zu einer Einführung gebeten und erzählt dem jungen Publikum über die Herausforderungen eines Variationensatzes. An diesem Abend stehen Arnold Schönbergs Variationen für Orchester op. 31 sowie Johannes Brahms’ Haydn-Variationen auf dem Programm. Bestens vorbereitet gehen die jungen Erwachsenen anschließend ins Konzert – ohne Marschmusik.