Autor*in: Nicole Restle

Alessandro Cappone | Bild: Stefan Höderath

»Für einen Orchestermusiker ist das sicherlich eine der schönsten Stellen, die man auf dieser Welt bekommen kann«, meint Alessandro Cappone dankbar. Seit 1980 spielt er in der Gruppe der Ersten Violinen. Doch nun heißt es für ihn nach 44 Dienstjahren Abschied zu nehmen, von einem Orchester, das von Anfang an in seinem Leben präsent war. Schon früh lernte Alessandro Cappone, was es bedeutet, ein Berliner Philharmoniker zu sein – durch die Proben und Konzerte seines Vaters Giusto Cappone, der Solobratscher bei den Philharmonikern war. Trotz dieses musikalischen Umfelds fand Alessandro Cappone erst relativ spät zur Geige. 

Als Elfjähriger erlebte er das Debüt des jungen Pinchas Zukerman bei den Berlinern. Das elektrisierte ihn so, dass er entschied: »Ich möchte auch Geiger werden!« Danach ging alles für einen Streicher relativ schnell. Nach seiner Ausbildung bei Thomas Brandis, dem damaligen Ersten Konzertmeister des Orchesters, kam er mit nur 22 Jahren zu den Philharmonikern. Eine Solistenkarriere – so der Geiger – hätte ihn nicht interessiert. Was ihn begeisterte, war die Möglichkeit in einem großen Kollektiv Musik auf höchstem Niveau zu machen.

Alessandro Cappone spielte unter vier Chefdirigenten und lernte dabei, dass es unterschiedliche Perspektiven auf die Musik gibt, die alle berechtigt sind. Das hat ihn auch als Mensch geprägt: »Ich habe gelernt, geduldig zu sein und Respekt vor anderen Meinungen und Ideen zu haben.« Er schätzt sehr, was ihn diese Stelle in all den Jahren bot: wunderbare Konzert- und Opernaufführungen, Tourneen, auf denen sich Freundschaften auf der ganzen Welt schließen ließen, die Lehrtätigkeit an der Karajan-Akademie und beglückende Kammermusikauftritte mit Orchesterkolleginnen und -kollegen, allen voran im Scharoun Ensemble, dessen Primarius Alessandro Cappone 20 Jahre lang war. 

Als besonders bereichernd empfand er den emotionalen Austausch, der sich beim gemeinsamen Musizieren einstellt. Die Arbeit im Orchester endet nun für ihn, nicht jedoch das Musizieren und die Beschäftigung mit Musik. Alessandro Cappone will weiterhin unterrichten und täglich sein Instrument hervorholen. »Mir macht Geige spielen einfach Spaß! Es ist fast wie eine Droge. Es macht mir Spaß, den Ton zu produzieren und zu gestalten. Und das möchte ich machen, so lange es geht.«