Wir kennen sie alle: die fünf ersten Noten aus Richard Strauss’ Tondichtung Also sprach Zarathustra. Frei basierend auf der fünfzehn Jahre früher erschienenen gleichnamigen Dichtung des Philosophen Friedrich Nietzsche, zählt das Werk heute zu den bekanntesten des klassischen Repertoires, nicht zuletzt dank seiner fast exzessiven Verwendung in Film und Fernsehen. Doch wer war Zarathustra eigentlich? Warum hat das Werk einen solchen Kultstatus erreicht? Und was verbindet die Berliner Philharmoniker mit dem wohl berühmtesten Sonnenaufgang der Musikgeschichte? Wir haben für Sie Antworten auf fünf solcher Fragen zusammengestellt.
Der historische Zarathustra war wahrscheinlich ein iranischer Priester und Philosoph, der im 1. oder 2. Jahrtausend vor Christus lehrte. Tatsächlich wissen wir nur wenig über die Person und ihr Wirken: Historiker und Philosophen streiten bis heute, wo genau Zarathustra geografisch tätig war, in welcher Sprache er geschrieben hat und auf welchen Grundlagen seine Lehren basierten. Auch ist nicht eindeutig geklärt, ob der echte Zarathustra tatsächlich Gründer der auf ihn zurückgeführten monotheistischen zoroastrischen Religion war.
Der Zoroastrismus bzw. Zarathustrismus hat heute noch ca. 100.000 bis 300.000 Anhänger in Indien, Iran, Pakistan und den USA. Der Glaube ist vom Kampf zwischen Gut und Böse geprägt. Seine drei Grundsätze sind im Avesta dokumentiert, der heiligen Schrift der Religion: »Gutes Denken, gutes Sprechen, gutes Tun«. Dabei wird unterstrichen, dass der Mensch als vernünftiges Wesen geboren wird, das sich nicht von seinen Instinkten leiten lassen muss, sondern sich bewusst und jederzeit für das Gute entscheiden kann.
Umso erstaunlicher also, dass Friedrich Nietzsche für seine Dichtung Also sprach Zarathustra ebendiesen Namen auswählte: als Kronzeuge seiner eigenen Abneigung zum Christentum und seiner Utopie eines unbarmherzigen Übermenschen. Der Ausgangspunkt der Dichtung war ein mystisches Erlebnis, das Nietzsche zu Glückstränen rührte: eine Inspiration, eine plötzliche Klarheit, ein Sonnenaufgang. Mit ihm beginnt und endet die Dichtung, und auch in Richard Strauss’ ersten Noten der gleichnamigen Tondichtung ist er zu erkennen.
Da ist natürlich die prominente Verwendung der ersten Takte in Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum. Vorher dem breiten Publikum praktisch unbekannt, war dies das erste Mal, dass das Werk in einem visuellen Medium auftauchte. Es sollte nicht das letzte Mal sein. Seit Kubricks Film finden sich diese Töne in hunderten von Filmen, Serien, Pop- und Rockliedern, Fernseh- und Radiosendungen auf der ganzen Welt. So wurde die Musik zum Beispiel von der BBC zur Untermalung ihrer Berichterstattung der Apollo-Missionen genutzt und tauchte 1991 auf einem Album der Band Deep Purple auf.
Die Antwort hierauf ist natürlich einigermaßen subjektiv. Zwei Theorien sind im Angebot: Zunächst ist da die Instrumentierung, mit leuchtend feierlichen Tönen der Trompeten und kraftvollen Paukenschlägen. Eine festliche Fanfare, die auf natürlichen Obertönen basiert, und die vor 60.000 Jahren, gespielt auf primitiven Trompeten aus Tierhörnern, möglicherweise ähnlich geklungen hätte. Nicht umsonst wird dieses erste Motiv oft das »Natur-Motiv« genannt. So weckt es bei uns vielleicht einen primitiven Instinkt, der uns an unsere Ursprünge erinnert.
Eine zweite Theorie stützt sich auf die Verwendung der Tonart C-Dur in diesen ersten Takten. Hier haben wir nicht nur ein tiefes und durchdringendes C in der Orgel und im Kontrafagott, sondern auch oktaviert ein intensives Tremolo in den Kontrabässen. Darauf legen sich die leuchtenden Töne der Trompeten und die Schläge der Pauken, dann die der nach und nach einsetzenden anderen Orchesterinstrumente, immer weiter in die Höhe steigend. In der westlichen Kultur haben Komponisten und Musiker seit Jahrhunderten ein besonderes Verhältnis zur Tonart C-Dur, in der zahlreiche berühmte Werke komponiert wurden: von Bachs erstem Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier bis zu Mendelssohns Hochzeitsmarsch: Als Zuhörer fühlen wir diese Tonart mehr als dass wir sie hören. Wie die Fanfare und die Pauke transportiert uns das C-Dur möglicherweise musikalisch zu einem Gefühl des Ursprungs, des Anfangs, auf dem alles andere aufbaut.
Die Berliner Philharmoniker führten das Werk zum ersten Mal 1896 unter Leitung von Arthur Nikisch auf. Die ursprüngliche Version in Kubricks Film war noch ein Auszug aus einer Aufnahme der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Herbert von Karajan, auf dem veröffentlichten Soundtrack hört man dagegen die Berliner Philharmoniker mit Karl Böhm. Bis heute führt das Orchester das Werk regelmäßig auf, zuletzt unter Gustavo Dudamel, Andris Nelsons und Mariss Jansons.
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