»La donna è mobile« können Sie im Schlaf mitsummen, und natürlich wissen Sie, dass Aida, Rigoletto und Nabucco keine italienischen Rebsorten sind. Wussten Sie aber, dass der weltberühmte Opernkomponist Giuseppe Verdi auch Weinbauer, Abgeordneter und leidenschaftlicher Foodie war? Wir haben ungeahnte Facetten und Fakten zum Komponisten gefunden.
Erst im Alter von 60 Jahren schrieb Verdi sein erstes und einziges Streichquartett; angeblich aus Langeweile, weil er seine Arbeit an Aida unterbrechen musste. In einem Hotelzimmer in Neapel entstand so sein einziges Streichquartett, obwohl er eigentlich davon überzeugt war, dass die Instrumentalmusik eine »Sache der Deutschen und das Streichquartett eine Pflanze sei, der das italienische Klima nicht bekommt«. Dennoch präsentierte er sein Werk am Abend des 1. April 1873 (ein Aprilscherz?) bei einem Abendessen vor Freunden, die er noch verschämt darum bat, nicht einzuschlafen. Die Gäste verlangten am Ende jedoch sogar eine Wiederholung. Verdi konstatierte: »Ich weiß nicht, ob das Quartett schön ist oder nicht, aber ich weiß, dass es ein Quartett ist.« Minimalanforderung erfüllt.
Fast wäre die Musikwelt um zahlreiche Opernmeisterwerke und Ohrwürmer ärmer. In seinen 30er Jahren verfiel Verdi in eine Depression, nachdem innerhalb von zwei Jahren seine geliebte Frau Margherita und seine zwei kleinen Kinder gestorben waren. Als dann auch noch seine Oper Un giorno di regno floppte, schwor er angeblich nie wieder zu komponieren. Theatermanager und Librettist Bartolomeo Merelli konnte ihn jedoch umstimmen. Es folgte Verdis erster Welthit: Nabucco.
Auch aus Aida wäre beinahe nichts geworden. Denn Verdi lehnte den Auftrag für eine Oper um die Geschichte der äthiopische Königstocher zunächst ab. Erst als er erfuhr, dass man das Werk Richard Wagner anbieten würde, sagte er zu. Obwohl sie die einflussreichsten Opernkomponisten ihrer Zeit waren und sich niemals persönlich begegneten, pflegten Verdi und Wagner eine gewisse Abneigung gegeneinander. Verdi über seinen Rivalen: »Er wählt immer, unnötigerweise, den unbetretenen Weg, versucht zu fliegen, wo ein vernünftiger Mensch mit besseren Ergebnissen gehen würde.«
1839 lernt Verdi die äußerst erfolgreiche Opernsängerin Giuseppina Strepponi kennen, die finanziell schon so unabhängig war, dass sie die Ausbildung ihrer drei Geschwister finanzieren und ihre Mutter unterstützen konnte.
Die beiden führten in Paris und Italien zunächst eine wilde Ehe, heirateten dann aber. Die Verbindung hatte ihre Krisen nicht zuletzt durch ein wahrscheinlich nicht nur platonisches Verhältnis Verdis mit der Primadonna Teresa Stolz. Während der Arbeit an Otello (Verdis vorletzter Oper) kam es schließlich zur Aussöhnung.
Giuseppina erwies sich als verlässliche Partnerin und verhandelte zum Beispiel in London für ihren Mann. Der ungarische Schriftsteller Dezső Szomori urteilte über eine Begegnung mit den Verdis 1894: »Ein schönes und bezauberndes Paar, das zusammen in der Welt der Musik alt geworden ist.«
Verdis Opern können durchaus politisch interpretiert werden – was viele Zeitgenossen auch taten. Entsprechend versuchten die Zensoren regelmäßig, in seine Werke einzugreifen. Dennoch kann bis heute nicht einwandfrei belegt werden, wie sehr Verdi politisch tatsächlich interessiert war. 1861 wurde er immerhin als Abgeordneter in das neue italienische Parlament in Turin gewählt, dem er bis 1865 angehörte.
The name Verdi was nevertheless political: in the years of the Risorgimento, the Italian unification movement, it was even used as a cipher. “Viva Verdi” was translated as “Viva Vittorio Emanuele Re d’Italia” (“Long live Vittorio Emanuele, King of Italy”). Vittorio Emanuele II, King of Sardinia-Piedmont at the time, became the figurehead of the unification movement. With this slogan, supporters could pay homage to the king.
Verdi liked to flirt with the fact that he was actually an “opera farmer” and preferred the simple country life. After his first financial successes, he built the Villa Sant’Agata near his birthplace where he devoted himself to farming: he bred horses, planted vines and had ponds built in the shape of his initials G and V, which still exist today.
The world-famous composer Verdi was apparently what we today would call a foodie. In numerous letters he wrote about his passion for food, gave cooking tips, talked about recipes and anecdotes from the kitchen. He sent hams and cheeses to friends as a kind of ambassador for his region and organised lunches at his villa. His speciality was apparently risotto alla Milanese.
“Among my works that I like best is the house I built in Milan to house elderly singers.” In 1889, Verdi commissioned the construction of a retirement home for poor musicians. At around the age of 50, Verdi himself was so financially independent that he was in a position to retire. Since he could apparently remember different times, he became very socially involved and organised meals for the poor. Incidentally, his retirement home, the Casa Verdi, still houses artists and musicians today.