Autor*in: Susanne Stähr
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Antonie Brentano | Bild: Josef Karl Stieler (1781–1858), Public domain, via Wikimedia Commons

Beethoven widmete einen Partitur-Erstdruck seiner Siebten Symphonie mit handschriftlichem Eintrag der Bankiersgattin Antonie Brentano. War sie womöglich seine »unsterbliche Geliebte«? Bis heute ist dieses Rätsel nicht vollständig gelöst. Denn zwei Frauen konkurrieren um diesen Titel. Eine Spurensuche.

Im Sommer 1812 verfasste Ludwig van Beethoven seinen leidenschaftlichsten Liebesbrief. »Mein Engel, mein alles, mein Ich«, hebt er im hymnischen Tonfall an. »Schon im Bette drängen sich die Ideen zu dir, meine Unsterbliche Geliebte, hier und da freudig, dann wieder traurig, vom Schicksaale abwartend, ob es unß erhört – leben kann ich entweder nur ganz mit dir oder gar nicht.« Und am Ende findet sich der beschwörende Dreiklang: »ewig dein / ewig mein / ewig unß. L.« Wunderbar … Nur weiß man bis heute leider nicht, wer diese ominöse »Unsterbliche Geliebte« eigentlich war.

Aus Beethovens Brief geht hervor, dass sie verheiratet gewesen sein muss: »Mache, dass ich mit dir leben kann«, fordert er sie auf. In Betracht kommt Josephine Brunsvik de Korompa, die 1799 Beethovens Klavierschülerin wurde, dann jedoch den Grafen Deym heiratete, von dem sie vier Kinder bekam. Nach Deyms plötzlichem Tod im Jahr 1804 soll Josephine für mehrere Jahre Beethovens Geliebte gewesen sein. Um das Sorgerecht für die Kinder nicht zu verlieren, ging sie 1810 allerdings eine standesgemäße zweite Ehe ein, mit dem estnischen Grafen von Stackelberg, den sie 1812 wieder verließ – zum selben Zeitpunkt, als Beethoven seinen legendären Brief schrieb. Dass sie neun Monate später eine Tochter zur Welt brachte, der sie den Namen »Mynona« gab, also rückwärts gelesen »anonym«, wird als Hinweis auf Beethovens ungenannte Vaterschaft gewertet.

Es gibt allerdings eine heiße Gegenkandidatin: Antonie Brentano, die Gattin des Frankfurter Bankiers Franz Brentano, von dem sie einige Zeit getrennt in Wien lebte. Dort lernte sie Beethoven kennen, den sie bald täglich traf. Für Antonie spricht, dass sie sich am 2. Juli 1812, den Beethoven in seinem Brief als Tag der letzten Begegnung nennt, genau wie er selbst in Prag aufhielt. Auch sie wurde acht Monate später Mutter und gebar Karl Joseph, als dessen Vater Beethoven vermutet wird. Außerdem verraten Beethovens Tagebücher, dass der Name der »Unsterblichen Geliebten« mit einem T begann. Antonie wurde »Toni« gerufen – das würde passen. Und wenn man dann noch bedenkt, dass Beethoven ihr nicht nur das Lied An die Geliebte schenkte, sondern auch eine eigenhändige Widmungspartitur der Siebten Symphonie, dann kann dies als eine starke Indizienkette gewertet werden.