»Ich lebte in einer ziemlich amusischen Umgebung«, erzählt Ernst Toch. Die Eltern zeigen wenig Verständnis für seine musikalische Begabung. 1887 in Wien als Sohn eines jüdischen Lederhändlers geboren, soll er das väterliche Geschäft einmal fortführen. Doch Ernst Toch entdeckt schon früh die Musik, besonders das Komponieren, das ihm nach eigener Aussage so manche »Ekstase« beschert.
Er lernt anfangs autodidaktisch und studiert vor allem Werke von Mozart und Bach, die er als seine ersten Lehrer bezeichnet. So groß ist die Leidenschaft, dass er sogar während des Unterrichts unter der Schulbank komponiert. Ein Mitschüler interessiert sich für sein Tun und leitet eines seiner Streichquartette an das Rosé-Quartett weiter, dessen Primarius Arnold Rosé, der Schwager von Gustav Mahler, ist. Sein Werk gefällt, wird aufgeführt und Ernst Toch erntet mit 17 Jahren bereits einen ersten großen Erfolg.
Vier Jahre später gewinnt er den Mozart-Preis der Stadt Frankfurt/M, der ihm ein Musikstudium am Hoch’schen Konservatorium ermöglicht. Es folgen weitere Preise: Mendelssohn-Preis der Stadt Berlin sowie der Österreichische Staatspreis für Musik. 1913 erhält er eine Anstellung als Kompositionslehrer am Konservatorium in Mannheim. Doch dann kommt der erste Weltkrieg, Ernst Toch wird eingezogen. Die Kriegserlebnisse ändern seine musikalische Ästhetik radikal. Weg vom spätromantischen Ausdruck, hin zu einer nüchternen, klaren Musiksprache.
In den 1920er-Jahren gehört er mit zu den erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit. Er schreibt neben Klavier-, Orchester- und Kammermusik auch Bühnenwerke wie das Musikmärchen Die Prinzessin auf der Erbse oder Opern-Capriccio Der Fächer. Ernst Toch versteht es, in seinen Werken handwerkliches Können mit einer sachlichen, modernen Ausdrucksweise zu verbinden – und oft noch eine Prise Witz und Ironie hinzuzufügen. Ein Beispiel dafür ist seine Fuge aus der Geographie für Sprechchor.
Früh erkannte er die politischen Zeichen seiner Zeit: Nach Hitlers Machtübernahme 1933 emigrierte in die USA. Er wirkt dort als Lehrer und Filmkomponist, doch wirklich zu Hause fühlt er sich dort nicht. »Man verliert seine Heimat und gewinnt keine neue«, meint er. Nach einem Herzanfall 1948 gab er seine Lehrtätigkeit auf und schreibt noch sieben Symphonien. An die Erfolge der 1920er-Jahre kann er jedoch nicht mehr anknüpfen. Am Ende seines Lebens bezeichnet er sich selbst als den »am gründlichsten vergessenen Komponisten des 20. Jahrhunderts«.
1887: Geburt in Wien
1905: UA des 6. Streichquartetts durch das Rosé-Quartett
1909: Mozartpreises der Stadt Frankfurt am Main/D 1909
1921: Promotion an der Universität Heidelberg
1925: Zehnjahresvertrag mit dem Musikverlag Schott
1927: Musikmärchen Die Prinzessin auf der Erbse
1930: Opern-Capriccio Der Fächer, Fuge aus der Geographie für Sprechchor
1913–1929: Lehrtätigkeit in Mannheim
1929: Umzug nach Berlin
1933: Emigration in die USA
1934: Lehrtätigkeit New School for Social Research
1936–1945: Filmmusiken für Paramount, 20th Century Fox und Columbia Pictures
1940–1948: Lehrauftrag für Komposition an der University of Southern California
1959–1964: Sieben Symphonien
1964: Tod in Santa Monica /USA