Autor*in: Bjørn Woll
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Fatma Said
Fatma Said | Bild: Bort James

Heute Oper, morgen Tango, übermorgen Alte Musik: Fatma Said ist eine musikalische Kosmopolitin, schlüpft mit traumwandlerischer Sicherheit in die unterschiedlichsten Rollen und singt in fünf Sprachen. Ende Oktober gibt die ägyptische Sopranistin ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern. 

Wenn man die Stimme von Fatma Said mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, wäre es vielleicht dieses: charmant – und beeindruckend wandlungsfähig. Ihr Sopran kann glitzern und funkeln, kennt aber auch die verschatteten melancholischen Zwischentöne. Außerdem gibt es in ihrem Gesang eine besondere emotionale Qualität, mit der sie nicht nur die Ohren, sondern auch das Herz des Publikums erreicht. Und ebenso wandlungsfähig wie ihre Stimme, ist ihr Repertoire: 2016 debütierte sie an der Mailänder Scala als Pamina in der Zauberflöte von Mozart, bis heute ein wichtiger Komponist für sie. 

In den letzten Jahren hat sie auch vermehrt Barock-Repertoire gesungen, z. B. Purcells Dido and Aeneas mit Mezzo-Star Joyce DiDonato oder Pergolesis Stabat Mater mit dem Countertenor-Überflieger Jakub Józef Orliński. »In diese Richtung möchte ich gerne noch weitergehen, weil ich merke, dass es meiner Stimme guttut«, sagt sie über die Ausflüge in die Alte Musik. »Am wohlsten fühle ich mich aber, wenn ich Liederabende singe«, bekennt sie, »das liegt mir sehr am Herzen.« Hier betört sie in Ravels lockend-exotischen Gesängen aus Shéhérazade oder beeindruckt mit einer blitzsauberen Aussprache in Liedern von Schumann oder Schubert.

Von Ägypten nach Deutschland

Was bisher nach einer ziemlich normalen Sängerinnenkarriere klingt, ist im Fall der 1991 in Kairo geborenen Sopranistin allerdings keine Selbstverständlichkeit. Denn Ägypten ist nicht gerade als Hotspot für klassische Musik bekannt. Mit der kam Fatma Said erstmals auf der katholischen Mädchenschule in ihrer Heimatstadt in Berührung. »Weil es eine deutsche Schwestern-Schule war, gab es einen Schwerpunkt auf Musikunterricht«, erinnert sie sich. 

Noch als Schülerin nahm sie an Jugend musiziert teil, kam für den Bundeswettbewerb nach Deutschland und machte erste Schritte in Richtung einer professionellen Gesangslaufbahn. Ein Weg, bei dem sie von ihrem Vater, dem Oppositionspolitiker Ahmed Hassan Said, stets unterstützt wurde. Auch das ein Glücksfall, wie sie betont. In Berlin studierte sie dann Gesang bei Renate Faltin, mit der sie bis heute zusammenarbeitet. »Wenn ich neues Repertoire singe, suche ich noch heute Rat bei ihr, um bestimmte Sachen auch technisch mit ihr zu besprechen.«
 

Ihr Album: ein vokales Schmuckkästchen

Wichtige Impulse hat sie außerdem von der legendären Julia Varady bekommen, die sie ermutigt hat, mehr Verdi und Puccini auszuprobieren. Bis heute pflegt sie aber auch ihr arabisches Erbe, kombiniert europäische Klassik ganz selbstverständlich mit ägyptischen Liedern. Zum Beispiel auf ihrem Debüt-Album El Nour für ihr Exklusiv-Label Warner, ein vokales Schmuckkästchen mit Liedern von 13 Komponisten aus drei Jahrhunderten. Damit gehört Fatma Said zu einer Generation von Künstlerinnen und Künstlern, die sich in ihren Programmen selbstbewusst auch außerhalb des klassischen Kernrepertoires bewegen – mit Erfolg.

Ende des Jahres steht nun ein besonderer Termin im gut gefüllten Konzertkalender der Sopranistin, denn dann gibt sie ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Ein bisschen nervös sei sie schon, vor allem aber »freue ich mich riesig, denn es ist der Traum eines jeden Sängers, mit diesem Orchester auftreten zu können«. 

Debüt in Berlin

Haydns Kantate Arianna a Naxos steht dann auf dem Programm, unter der Leitung des Haydn-Experten Giovanni Antonini. Mit ihm hat Fatma Said bereits mehrfach zusammengearbeitet und bewundert vor allem die Kontrolle, die er über das Orchester hat. »Das ist wie Kammermusik auf höchstem Niveau«, schwärmt sie. »Er ist wie ein DJ, der an einem Pult steht, hier ein bisschen lauter dreht, dort ein bisschen leiser, mal das Tempo rausnimmt und dann wieder den Beat einsetzen lässt. Ich habe das Gefühl, er kann alles mit seinen Händen machen.«

Ein bisschen wird das Debüt bei den Philharmonikern auch ein Heimspiel für Fatma Said, die zwischen London und Berlin pendelt. »Für mich ist Berlin die Stadt in Europa, in der man alles sein kann, was man möchte. Ich fühle mich als Teil der Stadt, weil jeder so leben kann, wie er will. Diese Freiheit schätze ich sehr!«