Autor*in: Martin Demmler

König, vor einer Burg stehend, empfängt Reiterin in Ritterrüstung
Johanna von Orléans vor der Burg von Chinon, Bildteppich, 15. Jahrhundert | Bild: akg-images / Erich Lessing

Sie ist Frankreichs Nationalheilige: Jeanne d’Arc, das Bauernmädchen aus Lothringen, gilt als entscheidende Protagonistin im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich. Sie empfand sich als Gottgesandte, ihr Einsatz wendete das Kriegsglück zugunsten Frankreichs, trotzdem endete sie auf dem Scheiterhaufen.

Frankreich im 15. Jahrhundert: Es tobt der Hundertjährige Krieg und die Engländer befinden sich auf dem Vormarsch. Wichtige Städte wie Paris und Reims haben sie bereits eingenommen. Frankreich hingegen steht ohne regierungsfähigen König da. Charles VI. gilt seit vielen Jahren als geisteskrank, während sein entrechteter Thronfolger sich auf der Burg von Chinon in der Touraine verschanzt und auf ein militärisches Wunder hofft. Da kommt ein charismatisches 17-jähriges Bauernmädchen, das sich selbst stets nur Jeanne la Pucelle, »Johanna das Mädchen«, nennt, und erreicht, bei ihm vorgelassen zu werden. 

Vermutlich 1412 als Tochter eines wohlhabenden Bauern in Lothringen geboren, hatte sie bereits als 13-Jährige Visionen: Sie glaubt unter anderem die Stimme des Erzengels Michael vernommen zu haben, der ihr befahl, die Stadt Orléans zu befreien. Jetzt, vier Jahre später, überzeugt sie den Thronfolger von ihrem gottgegebenen Auftrag, die Engländer zu vertreiben und Frankreich zu einen. Als Fahnenträgerin führt Johanna das Lager der Franzosen an. Ihr Enthusiasmus begeistert die Soldaten und 1429 gelingt es ihnen tatsächlich, die strategisch wichtige Stadt an der Loire zu befreien. Johanna überzeugt den Thronfolger, sich in Reims als König Charles VII. salben und krönen zu lassen. 

Im Auftrag Gottes

Von ihrem Erfolg und ihrem göttlichen Auftrag beflügelt, will Johanna nun auch die Hauptstadt Paris zurückerobern. Doch der Vorstoß endet mit einer Niederlage. Im Mai 1430 wird Jeanne d’Arc gefangen genommen und wenig später als Ketzerin und Hexe verurteilt. Ihr Leben endet am 30. Mai 1431 auf dem Marktplatz von Rouen, wo sie auf dem Scheiterhaufen verbrennt. Ihre Asche soll in die Seine gestreut worden sein. Das französische Volk verehrte Johanna schon zu Lebzeiten, hat sie doch eine entscheidende Wende im Hundertjährigen Krieg herbeigeführt und das französische Königtum gestärkt. Das Urteil gegen sie wird 1456 aufgehoben und Jeanne d’Arc avanciert zur nationalen Symbolfigur der Franzosen. 1920 spricht sie Papst Benedikt XV. heilig.

Das ungewöhnliche Schicksal der Jeanne d’Arc inspirierte zahlreiche Komponisten. Giuseppe Verdi und Peter Tschaikowsky brachten das Leben der französischen Nationalheldin als Opern auf die Bühne, Gioachino Rossini schrieb über sie eine Kantate, Arthur Honnegger schuf aus dem Stoff sein Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher. Auch in der Unterhaltungsmusik treffen wir immer wieder auf Jeanne d’Arc – in Liedern, Songs und Chansons von Georges Brassens, Leonard Cohen, Kate Bush oder der Artrock-Band Eloy.