Fast jeder von uns fühlte sich als Kind von einem Klavier magisch angezogen: Deckel auf und mit allen zehn Fingern rein in die weißen und schwarzen Tasten! Das klangliche Ergebnis hörte sich, sofern wir nicht bereits pianistisch geschult waren, meist schrecklich an – aber genau darauf basiert das Prinzip des »Impromptu«.
Der Begriff kommt aus dem Französischen und bedeutet »unvorbereitet«, »improvisiert«. Jemand trägt etwas ganz spontan aus dem Stegreif vor. Im 18. Jahrhundert verstand man darunter vor allem ein Gedicht, das ein*e Schauspieler*in während einer Theateraufführung improvisierte. So weist beispielsweise ein Darsteller in Goethes Singspiel Lila mit folgenden Worten auf den bevorstehenden Vortrag hin: »Da wird ein schönes Impromptu zusammengehext werden«.
Im 19. Jahrhundert übertrug sich der Begriff auf die Klaviermusik. Die Kunst, sich ans Klavier zu setzen und ohne Vorbereitung und längeres Überlegen ein kleines Musikstück zu erschaffen, beherrschten damals Komponisten wie Pianisten. Was als besonders gelungen schien, wurde anschließend notiert und veröffentlicht. Für das Genre Impromptu gelten die Stücke von Franz Schubert, Robert Schumann, Frédéric Chopin, Franz Liszt und Alexander Skrjabin als richtungsweisend.
Wie schmal manchmal die Gradwanderung zwischen Improvisation und Komposition war, beschreibt Chopins Lebensgefährtin George Sand: »Chopins Schaffen war spontan, bewundernswert. Seine Ideen kamen, ohne dass er danach suchte, unvorhergesehen. Dann aber begann die entsetzlichste Arbeit, die ich je erlebt habe.« Chopin stellte jede Note infrage, suchte zu verbessern – nur um am Schluss zum ersten Entwurf zurückzukehren.
Im Laufe der Zeit ging der Bezeichnung Impromptu der improvisatorische Gestus immer mehr verloren. Die Abgrenzung zu anderen Klaviergenres verschwimmt. Charakteristisch ist der heitere, liedhafte, verspielter Charakter. Zusammen mit ähnlichen musikalischen Miniaturen wie Moments musicaux, Nocturnes oder Balladen gehören Impromptus zu den vielen lyrischen Klavierstücken, die im 19. Jahrhundert die Gattung der Klaviermusik so bereichern.
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