Ein Klavier kann so viel mehr sein als ein Klavier: Schlagzeug, Geräuschmaschine, Gamelanorchester (Bezeichnung für ein Instrumentalensemble aus Indonesien) … Für die Komponisten des 20. Jahrhunderts war das Klavier nicht mehr nur ein Melodie- und Harmonieinstrument, sondern sie machten es zum Experimentallabor für neue Klänge. Béla Bartók, Igor Strawinsky oder Sergej Prokofjew entdeckten seine perkussiven Qualitäten, setzten seine rhythmische Schlagkraft ein. Der Pianist und sein Instrument wurden zum rhythmischen Motor einer Komposition.
Der amerikanische Komponist Henry Cowell kam noch auf andere Ideen: Er griff mit seinen Händen direkt in die Klaviersaiten, die er zupfte, wischte oder kratzte. Somit entlockte er dem Klavier ganz ungewohnte Töne. Diese Technik nannte er String Piano. Sie wurde von seinem Schüler John Cage weiterentwickelt, indem dieser Papier- oder Filzstreifen durch die Saiten zog, Schrauben, Bolzen, Hölzer oder verschieden harte Radiergummis zwischen die Saiten klemmte. Diese Gegenstände veränderten ihr Schwingungsverhalten. Wenn der Pianist nun in die Tasten griff, verfremdete sich der Klang des Klaviers so extrem, dass eine ganz neue klangliche Welt entstand. Das »prepared piano« war geboren.
John Cage gilt als Vater des präparierten Klaviers. Es wurde für ihn zu einer unerschöpflichen Quelle der Forschung. Er hatte ganz genaue Klangvorstellungen, die er in detaillierten Beschreibungen festhielt, wie das Instrument einzurichten sei. In seinem Stück Daughters of the Lonesome Isle beispielsweise hört sich das Klavier wie ein Gamelanorchester an, ein indonesisches Instrumentalensemble, dessen charakteristischer Sound vorwiegend durch Bronzegongs und Metallophone erzeugt wird. Cages‘ Idee machte Schule und wurde von vielen zeitgenössischen Komponisten aufgegriffen. Einfach hinsetzen und in die Tasten hauen, geht bei Werken für präpariertes Klavier allerdings nicht. Die vorherige Präparierung des Instruments ist ziemlich zeitaufwändig und kann Stunden dauern.
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