In dieser Rubrik stellen wir Berliner Philharmoniker und ihre außermusikalischen Leidenschaften vor. Heute: Kontrabassist Martin Heinze, der gerne über den Dingen schwebt.
Es ist eine Binsenweisheit: Hobbys sind ein Ausgleich für den Alltag. Für so manche Mußestunde muss man tief in die Tasche greifen. Golfspielen kann schnell ein paar Tausend Euro im Jahr kosten, und die Anschaffung einer Segelyacht verschlingt gar Unsummen. Nicht so bei Martin Heinze, der für die Pflege seines Hobbys nur zwei Bäume und eine Slackline benötigt – letztere gibt es bereits für knapp 50 Euro.
Die Slackline ist ein Gurtband, das zwischen zwei Befestigungspunkten gespannt ist und auf dem man dann balanciert. Das Ganze erinnert auf den ersten Blick an Seiltanz, doch beim genaueren Hinsehen gibt es einen wichtigen Unterschied: das Seil ist in der Regel straff gespannt und bewegt sich kaum, die Slackline hängt locker und wackelt ständig hin und her, worin der besondere Reiz besteht.
Martin Heinze, der 1987 gerade 22-jährig jüngstes Mitglied des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wurde und 1993 zu den Berliner Philharmonikern wechselte, ist vom Slacklinen fasziniert. »Es verlangt das perfekte Zusammenspiel aus Balance, Konzentration und Koordination«, erläutert er im Gespräch mit Phil. »Wie bei jedem ganzheitlichen Training sind nahezu alle Muskelgruppen beteiligt.« Das sehe leichter aus als es ist, gibt der Kontrabassist zu, doch das ständige Ausgleichen der Eigenbewegung sei enorm anstrengend. »Der Muskelkater ist gerade in der Anfangszeit garantiert«, fügt er schmunzelnd hinzu.
Der 58-Jährige trainiert etwa 1 bis 2 mal pro Woche für jeweils gut 1 Stunde – am liebsten in der freien Natur. Um Stürze zu verhindern, müsse man rechtzeitig abspringen, so Martin Heinze, und das sei toll im Sand oder im weichen Gras. Doch wenn das Wetter einmal nicht mitspielt, kann er sich auch in seiner Wohnung auf einer Indoor-Slackline betätigen.
»Ich erlebe die Slackline als sehr geselligen Sport, bei dem nicht der Wettbewerb im Vordergrund steht«, erklärt Martin Heinze. Er habe sogar ein paar Philharmoniker-Kollegen, mit denen er sein Hobby teilen könne. »Dann treffen wir uns, jeder spannt eine ›Line‹ – und los geht’s. Das ist immer ein Riesenspaß.«
Bei der Frage nach den schönsten Orten, wo er trainiert habe, gerät Martin Heinze ins Schwärmen. »Einmal stand ich im New Yorker Central Park auf der Slackline, was ein großes Erlebnis war.« Doch auch in Luzern, Baden-Baden oder Salzburg, wo die Berliner Philharmoniker regelmäßig gastieren, habe er seine Stammplätze.
Wenn Martin Heinze nicht gerade im Orchester spielt, ist er auch als Kammermusiker in vielfältiger Weise tätig. Einen Schwerpunkt bildet hier das Ensemble Nukleus, zu dem er sich mit der Pianistin Heike Gneiting und seinem Kollegen Jan Schlichte zusammengeschlossen hat und das sich als einziges philharmonisches Ensemble ausschließlich der zeitgenössischen Musik widmet.
»Das Balancieren auf der Slackline ist ein wunderbarer Ausgleich zu meinem Beruf als Musiker«, sagt Martin Heinze zu guter Letzt. »Es hilft mir aber auch, mich auf den Punkt zu konzentrieren und meine Kraft effektiv einzusetzen. Und darüber hinaus hat sich meine Körperhaltung verbessert.« Die rund 50 Euro für die Anschaffung der Slackline sind zweifellos gut investiert.
Martin Heinze
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