Autor*in: Nicole Restle
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Diyang Mei
Diyang Mei | Bild: Stefan Höderath

Es waren die Whatsapp-Nachrichten der Kolleginnen und Kollegen, die Diyang Mei als erstes informierten: »Du hast die Probezeit bestanden. Herzlichen Glückwunsch!« Der Musiker, der seit Oktober 2022 Solobratscher der Berliner Philharmoniker ist, steckte in Wien gerade mitten in Proben mit dem Simply Quartet. »Das war an diesem Tag sehr hilfreich«, lächelt er. »Ich wusste, dass das Orchester über mich abstimmen würde und war dann doch etwas nervös. Die Proben lenkten mich etwas ab.« 

Ein Traum geht in Erfüllung

Für den im chinesischen Hunan geborenen Diyang Mei ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Als Zehnjähriger hatte er erstmals im Fernsehen die Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan Beethovens Fünfte spielen sehen und war begeistert. Diyang Mei, der damals am Pekinger Zentralen Konservatorium studierte und gerade von der Geige zur Bratsche gewechselt hatte, sagte zu seiner Mutter: »Ich muss unbedingt Teil dieses Orchesters werden.« 

2014 kam er diesem Traum geografisch näher, als er seine Ausbildung in Deutschland fortsetze – zunächst an der Hochschule für Musik und Theater München bei Hariolf Schlichtig und später bei Nobuko Imai an der Kronberg Academy. Neben mehreren anderen Wettbewerben gewann der Bratscher 2018 den ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Im Jahr darauf erhielt Diyang Mei die Stelle des Solobratschers bei den Münchner Philharmonikern, ehe er in gleicher Position zu den Berliner Philharmonikern wechselte. 

Von Hunan über München nach Berlin

Wie er den Beginn in diesem Orchester empfand? »Mich begeisterte die Atmosphäre von Anfang an sehr: die Offenheit und die Kooperationsbereitschaft der Musikerinnen und Musiker, das transparente und kammermusikalische Musizieren.« In der Bratschengruppe fühlte er sich sofort gut angenommen. Er schätzt den offenen und konstruktiven Meinungsaustausch mit den anderen Mitgliedern der Gruppe, die tiefe emotionale Verbindung, die sich beim gemeinsamen Spielen einstellt. »Nur wenn eine entscheidende Stelle kommt, muss ich anführen, ansonsten fühle ich mich als Teil einer gleichberechtigten Gruppe«, beschreibt Diyang Mei seine Position als Solobratscher.

Die Bratscher – so der Musiker – erfüllen im Orchester als Bindeglied zwischen den hohen und tiefen Instrumenten eine wichtige Rolle. »Wir müssen uns klanglich immer gut anpassen und das schult unsere Fähigkeit zuzuhören.« Die bestandene Probezeit ist für Diyang Mei nur der Anfang eines wunderbaren Wegs. »Die Arbeit in diesem Orchester ist eine Inspiration. Ich lerne jeden Tag von den Kolleginnen und Kollegen und kann mich dadurch selbst künstlerisch weiterentwickeln.«