Autor*in: Nicole Restle
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Vincent Vogel | Bild: Stefan Höderath

Für einige unserer Musikerinnen und Musiker gehen aufregende Monate zu Ende. Denn Sie mussten sich noch im Orchesteralltag bewähren. Nun haben sie ihre Probezeit bestanden und gehören als vollwertige Mitglieder zu den Berliner Philharmonikern. Herzlichen Glückwunsch! Hier stellen wir Ihnen die neuen Mitglieder der Berliner Philharmoniker Vincent Vogel, Tobias Reifland und Barbara Kehrig vor. 

Vincent Vogel 

Eigentlich ist Vincent Vogel ein Mensch, der in seinem Leben gerne schon den nächsten Schritt anvisiert. Doch jetzt hat er zum ersten Mal das Gefühl: »Das kann für immer so bleiben. Ein besseres Orchester gibt es nicht!« Die Erleichterung sei – so der gebürtige Wiener – »gigantisch« gewesen, nachdem er die Nachricht über die bestandene Probezeit erhalten hatte. Die Probezeit selbst erlebte Vincent Vogel, der seit der Saison 2022/23 bei den Berliner Philharmonikern an der Pauke sitzt, als emotionales Auf und Ab: Gleich in seiner ersten Woche spielte er unter Kirill Petrenkos Leitung Mahlers Siebte Symphonie. »Das war für mich ein sehr positives Erlebnis, auch weil ich sehr viel tolle Rückmeldungen erhielt.« Aber es gab auch andere Momente: »Da ich mir selbst mein größter Kritiker bin, war ich manchmal unzufrieden mit mir, wenn mir etwas nicht so gelang, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das hat mich dann in der konzertfreien Zeit sehr beschäftigt.« 

Vincent Vogel stammt aus einer Musikerfamilie. Dass das Schlagzeug sein Instrument werden würde, zeigte sich schon früh. So verteilte er oft die gesamte Küchenausstattung auf dem Boden, um genau den Topfdeckel zu finden, der den idealen Sound besaß. Bereits mit acht Jahren war er Jungstudent am Konservatorium seiner Heimatstadt Wien. Von 2011 bis 2014 studierte er an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Josef Gumpinger, Bogdan Bacanu und Christoph Sietzen. 

2015 setzte er seine Ausbildung an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin bei Franz Schindlbeck und Rainer Seegers fort. 2017 erhielt der ein Stipendium an der Karajan-Akademie und entschied sich endgültig dafür, die Laufbahn eines Orchestermusikers einzuschlagen. Seine erste Stelle führte ihn zur Staatskapelle Halle – mitten im kompletten Corona-Lockdown. »Die meiste Zeit meiner Probezeit habe ich in der Wohnung verbracht.« Dass er nun bei den Berliner Philharmonikern die Position seines verehrten Lehrers Rainer Seegers innehat, erfüllt ihn mit Freude und Respekt: »Ich bin mir dieses Erbes wohl bewusst.«

Tobias Reifland

Als Tobias Reifland im September 2022 in die Bratschengruppe der Berliner Philharmoniker kam, brachte er bereits Erfahrung als Orchestermusiker mit – als Solobratscher des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Diese Stelle hatte er während der Corona-Pandemie angetreten, in der das Konzertleben radikal eingeschränkt war: »Kein Publikum, nur Livestreams, kleiner besetzte Programme und nicht das Standardrepertoire. Mein Anfang bei den Berliner Philharmonikern verlief unter ganz anderen Vorzeichen. Hier durfte ich in einen normalen Orchesterbetrieb einsteigen.« 

Zu dieser »Normalität« gehörte gleich zu Beginn auch die große Amerika-Tournee, die Tobias Reifland die Gelegenheit gab, seine Kolleg*innen näher kennenzulernen und sich schnell in das Orchester zu integrieren. Deshalb empfand Tobias Reifland die Probezeit bei den Berliner Philharmonikern sehr viel entspannter, als bei seiner vorherigen Stelle. Allerdings gab es bei beiden Probezeiten eine Gemeinsamkeit: die Geburten seiner beiden Töchter. »Zwei Mal Probezeit mit Baby und allem was dazu gehört inklusive kurze Nächte und wenig Schlaf – das war die größte Herausforderung. Ein großes Danke an meine wunderbare Frau, die mir während dieser Zeiten den Rücken frei gehalten hat.«

Tobias Reifland spielt seit seinem siebten Lebensjahr Bratsche, für die er sich wegen ihres edlen, dunklen, warmen Klangs entschieden hat. Er studierte an der Musikhochschule Frankfurt und schloss seine Ausbildung an der Musikhochschule München bei Roland Glassl mit dem Zertifikatsstudium Meisterklasse ab. Der gebürtige Stuttgarter ist mehrfacher Preisträger internationaler Wettbewerbe: So gewann er den Max-Rostal-Wettbewerb, den Anton Rubinstein Wettbewerb und den Hindemith Violawettbewerb. Was ihm durch den Kopf ging, als er erfahren hat, dass er die Probezeit bei den Berliner Philharmonikern bestanden hat? »Das war eine große Erleichterung! Ich bin nun hier wirklich angekommen und stolz darauf, Teil dieses Orchesters zu sein.«

Barbara Kehrig

Barbara Kehrig startete 2006 ihre Laufbahn als Orchestermusikerin als zweite Fagottistin mit Verpflichtung zum Kontrafagott bei den Münchner Philharmonikern. Ab 2016 spielte sie als Solo-Kontrafagottistin mit Verpflichtung zum 2./3./4. Fagott im Konzerthausorchester Berlin, ehe sie im Dezember 2022 zu den Berliner Philharmonikern wechselte. Die gebürtige Freiburgerin studierte bei Alfred Rinderspacher an der Musikhochschule Heidelberg-Mannheim, bei Klaus Thunemann an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin und bei Volker Tessmann an der Hochschule für Musik in Lübeck. 

Erste Orchestererfahrung sammelte sie beim Bundesjugendorchester, beim Landesjugendorchester und im Sinfonischen Jugendblasorchester sowie als Solofagottistin des Gustav-Mahler-Jugendorchesters und als Praktikantin im SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden/Freiburg. Von 1999 bis 2001 war Barbara Kehrig Stipendiatin der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker, in der sie von Daniele Damiano, Stefan Schweigert (Fagott) und  Marion Reinhardt (Kontrafagott) unterrichtet wurde.