In dieser Rubrik stellen wir Berliner Philharmoniker und ihre außermusikalischen Leidenschaften vor. Heute: Cellist Nikolaus Römisch, der das Runde ins Eckige schießt.
Nikolaus Römisch ist ein waschechter Berliner. Er wurde in Neukölln geboren und wuchs in Lankwitz auf. Zwar hat er auch schon am Maybachufer und im Graefekiez gewohnt, doch im Südwesten der Hauptstadt fühlt er sich besonders wohl. Mit seiner Frau und den drei Töchtern lebt er mittlerweile in Lichterfelde Ost. Dort wurde 1889 der Fußballverein FC Viktoria Berlin gegründet, der heute gut 1600 Mitglieder zählt. Eines von ihnen ist Nikolaus Römisch.
Der 49-Jährige spielt Fußball, seit er laufen kann. Dabei stammt er aus einem Elternhaus, in dem Sport keine große Bedeutung hatte. Seine Leidenschaft für das Kicken wurde vielmehr von selbst geweckt. »In meiner Jugend gab es nämlich noch Bolzplätze, wo sich die Nachbarskinder nach der Schule zum Spielen trafen«, sagt Nikolaus Römisch lächelnd. So fing alles an.
Die Sportgemeinschaft Eichkamp-Rupenhorn e. V. wurde 1996 Nikolaus Römischs erster Fußballverein, dem er über 20 Jahre die Treue gehalten hat. Doch irgendwann wurde es immer schwieriger, genügend Mitspieler zu finden, um eine einsatzfähige Mannschaft aufzustellen. Mit den Niederlagen wuchs die Enttäuschung. Der familiäre Umzug nach Lichterfelde brachte schließlich den sportlichen Wechsel zum FC Viktoria Berlin.
Zu diesem Zeitpunkt war er schon lange Mitglied der Berliner Philharmoniker. Der Weg dahin führte zunächst durch eine gründliche Ausbildung bei Reinhild Oelmüller, Dietmar Schwalke, Wolfgang Boettcher und Ivan Monighetti. Von 1986 bis 1990 musizierte Nikolaus Römisch im Bundesjugendorchester, von 1990 bis 1996 im Jugendorchester der EU, anschließend engagierte ihn das Orchester der Deutschen Oper Berlin. Nach drei Jahren kam er zur Jahrtausendwende schließlich zu den Berliner Philharmonikern und wurde dadurch auch Mitglied der 12 Cellisten.
»Sport ist mir als körperlicher Ausgleich sehr wichtig«, erläutert Nikolaus Römisch, »denn gerade wir Cellisten sitzen ja immer. Die Geiger können auch mal aufstehen und die meisten Bläser könnten auch im Stehen spielen. Das ist für uns nicht möglich.« Beim Fußballspielen gehe es zwar immer um einen Wettbewerb, doch gerade diese Sportart besitze auch eine große soziale Komponente. »Man muss sich in einer Mannschaft aufeinander verlassen können«, so Nikolaus Römisch. Dass er während des Trainings oder eines Spiels in eine ganz andere Welt eintauchen kann, in der die Musik nicht existiert, empfindet der Cellist als Bereicherung.
Hat er als Berliner einen Lieblingsverein? Nikolaus Römisch schmunzelt – und schüttelt den Kopf. Weder zu Hertha noch zu Union bestehe eine emotionale Bindung. Zwar tauscht er sich hin und wieder mit Kolleginnen oder Kollegen über die Spiele der großen Mannschaften aus, doch in die Stadien geht er nicht. Dann besucht er lieber das Training seiner 13-jährigen Tochter, die ebenfalls bei Viktoria spielt.
Wäre der Fußball jemals eine berufliche Alternative zur Musik gewesen? »Nein«, erwidert Nikolaus Römisch. Der Druck, der auf jungen Profispielern lastet, sei sehr groß, hinzu komme der körperliche Verschleiß. »Das wäre nichts für mich gewesen«, sagt er zum Abschluss des Gesprächs. In Kürze beginnt eine Probe von Gustav Mahlers Zweiter Symphonie unter der Leitung von Gustavo Dudamel. Und heute Abend steht das Fußballtraining auf dem Programm. »Es ist gut so, wie es gekommen ist.«
Nikolaus Römisch
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