In dieser Rubrik stellen wir Berliner Philharmoniker und ihre außermusikalischen Leidenschaften vor. Heute, die Hornistin Paula Ernesaks, die eine echte Teamplayerin ist.
Arnold Schönberg tat es, George Gershwin ebenso. Sergej Prokofjew und sein Kollege Benjamin Britten waren davon begeistert, Erik Satie vertonte es und der zeitgenössische Komponist Vito Žuraj spielt es so oft wie möglich. Die Rede ist von Tennis. Seit jeher fasziniert der »weiße Sport« die Menschen mit seiner Kombination aus Eleganz, Ausdauer, Stärke und Technik. So auch Paula Ernesaks, die seit März 2022 Mitglied der Horngruppe der Berliner Philharmoniker ist.
Wir treffen uns in der Kantine der Philharmonie Berlin. Vor wenigen Minuten ist eine Doppelprobe zu Anton Bruckners monumentaler Achter Symphonie unter der Leitung von Andris Nelsons zu Ende gegangen – ein Werk, das für die Blechbläser besonders herausfordernd ist. Paula Ernesaks bestellt sich noch schnell etwas zu Essen und setzt sich dann zu mir an den Tisch. »Ich spiele seit meinem neunten Lebensjahr Tennis«, beginnt sie das Gespräch. »Ich habe drei Schwestern, die ebenfalls Tennis spielen. Da wollte ich nicht nachstehen.«
Die 28-Jährige wurde in Helsinki geboren und stammt aus einer Musikerfamilie. Ihre Mutter ist Geigerin im Opernorchester, ihr Vater unterrichtet Klavier am Konservatorium. Paula spielte zunächst ebenfalls Klavier, entschied sich aber dann für das Horn. Das Instrument gefiel ihr wegen seines Aussehens und des Klangs. »Ich liebe das Horn wegen seiner klanglichen Flexibilität, seinen verschiedenen Farben und auch seiner großen musikalischen Bandbreite«, erklärt sie. »Es kann ein Bindeglied zwischen den Blechbläsern und den Holzbläsern oder eine Unterstützung für die Streicher sein. Manchmal spielen die Hörner sogar eine Melodie. Und wenn sie diese anstimmen, ist es eine schöne Linie, die dem Klang des Instruments wirklich Ehre macht.«
Für Paula Ernesaks, die ihre Ausbildung am Espoo Music Institute und an der Sibelius-Akademie in Helsinki absolviert hat, ist Tennis die ideale Ergänzung zu ihrer Tätigkeit im Orchester. »Tennis verlangt in jeder Phase des Spiels äußerste Aufmerksamkeit«, so die Musikerin. »Man muss lernen, sich auf den Punkt zu konzentrieren. Und das gilt auch für Hornistinnen und Hornisten. Gute Tennisspieler und gute Hornisten müssen über ein stabiles Nervenkostüm verfügen. Da bleibt kein Raum für Selbstzweifel.« Am Tennis gefällt ihr auch, dass es ein sehr physischer Sport ist. »Tennis fordert den gesamten Körper«, erläutert sie. »Ein Tennisspiel ist wie ein intensives Workout. Man muss unentwegt laufen, braucht viel Kraft und eine gute Koordinationsfähigkeit.«
Der Tennis-Boom nahm Ende der 1970er-Jahre in Deutschland Fahrt auf, und die Mitgliederzahl in den Vereinen übersprang die Millionengrenze. Seither gibt es auch in den Reihen der Berliner Philharmoniker zahlreiche Musikerinnen und Musiker, die ebenfalls Tennis spielen. Wenn das Orchester auf Tour ist, verabredet sich Paula Ernesaks immer mal wieder mit Kolleginnen und Kollegen zu einem Match. »Ich bin eine Teamplayerin«, sagt sie. »Auch das Spiel in einem Doppel macht mir große Freude.«
In Berlin würde Paula Ernesaks gerne einem Verein beitreten und sich regelmäßiger dem Tennis widmen. Gelegentlich geht sie auch ins Fitnessstudio oder trifft sich mit Freunden zum Badminton. Doch das sei ja nur eine einfache Version von Tennis, schmunzelt sie. Wäre der Sport jemals eine berufliche Alternative zur Musik gewesen? Paula Ernesaks schüttelt den Kopf. »Ich bin in der schönen Situation, ein Hobby zu haben«, sagt sie am Ende des Gesprächs, »das mich erfüllt und bereichert. Was will man mehr?«
Paula Ernesaks
Kurzporträt der Hornistin der Berliner Philharmoniker
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