Autor*in: Anna Vogt
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Dalia Stasevska | Bild: Veikko Kaehkoenen

Im Rahmen der Biennale gibt die Finnin Dalia Stasevska ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Mit Werken von Jean Sibelius, Edvard Grieg, Kaija Saariaho und Claude Debussy ist ihr Programm als eine Begegnung von nordischen und französischen Klangwelten konzipiert. Die Verbindungslinie ist die Natur – das kaleidoskopartige Spiel von Himmel, Meer und Licht.

Dalia Stasevskas künstlerischer Weg wirkt sehr stringent, wenngleich er von Anfang an auch ein Grenzgang zwischen Kulturen und Sprachen war: Als Tochter eines ukrainischen Vaters und einer finnischen Mutter – beide bildende Künstler – im ukrainischen Kiew geboren, zog sie im Kindesalter mit ihrer Familie ins estnische Tallinn, wenig später nach Finnland. Stasevska studierte zunächst Violine und Komposition in Tampere, anschließend Violine und Viola in Helsinki. Es folgte ein Dirigierstudium an der Königlich-Schwedischen Musikakademie und an der Sibelius-Akademie, unter anderem bei den legendären Dirigenten und Pädagogen Jorma Panula und Leif Segerstam, das sie 2012 mit Auszeichnung abschloss. 

Der Sprung ins kalte Wasser des internationalen Konzertbetriebs gelang: Ab 2014 war Stasevska für zwei Jahre Assistentin von Paavo Järvi beim Orchestre de Paris, 2018 wurde ihr die Ehre zuteil, das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra bei der Verleihung des Nobelpreises zu dirigieren. Daneben sammelte sie mit zahlreichen Gastdirigaten international Erfahrungen. Seit 2019 ist sie Erste Gastdirigentin des BBC Symphony Orchestra, seit 2021 Chefdirigentin der Sinfonia Lahti und Künstlerische Leiterin des Internationalen Sibelius-Festivals. Zudem trat sie mehrfach bei den BBC Proms auf. Ihr großer Erfolg und ihre wachsende Reputation spiegeln sich in den Engagements der letzten Jahre, zu erleben war sie u. a. mit dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra und den großen US-amerikanischen Orchestern wie dem New York Philharmonic, dem Los Angeles Philharmonic, dem Chicago Symphony Orchestra oder dem Philadelphia Orchestra. Eine beeindruckende Zwischenbilanz!

Herz für zeitgenössische Musik

Dalia Stasevska versteht sich künstlerisch als Allrounderin. Im klassischen Repertoire fühlt sie sich ebenso zu Hause wie in der Welt der Oper, wie sie 2023 bei ihrem äußerst erfolgreichen Debüt beim Glyndebourne Festival unter Beweis stellen konnte. Dass ihr Herz auch für die zeitgenössische Musik schlägt, zeigt nicht zuletzt das jüngst veröffentlichte Album »Dalia‘s Mixtape« mit dem BBC Symphony Orchestra, auf dem zehn handverlesene Titel zeitgenössischer Kompositionen versammelt sind, u. a. von Anna Meredith, Caroline Shaw, Judith Weir und Jóhann Jóhannsson. Was sie an den jeweiligen Klangwelten fasziniert, erläutert Stasevska auf ihrem Instagram-Kanal in Videostatements – gerade auch jüngere Menschen motiviert sie so ganz undogmatisch zum Erleben und Entdecken zeitgenössischer Musik.

Apropos Instagram und Nahbarkeit: Auf Stasevskas Kanal erfährt man auch einiges über ihre Kopfstand-Routine während der Corona-Lockdowns, das Dirigentinnen-Jetset-Leben mit Kleinkind oder ihr Engagement für die Ukraine. Seit 2022 unterstützt Stasevska ihr Geburtsland, sie sammelt gemeinsam mit einem Netzwerk Spenden und transportierte auch schon mehrfach selbst Hilfsgüter ins Land. Der Vorname Dalia, ursprünglich aus der litauischen Mythologie, bedeutet übrigens »Schicksal«, »Glück« oder »Bestimmung« – das passt. 

Dalia Stasevska sitzt entspannt auf dem Boden, ihr Arm liegt auf einem großen Holzklotz. In der Hand hält sie einen Taktstock. Sie trägt eine beige Hose und einen Bluse mit floralem Muster.

Biennale »Paradise lost?«
Debussys »La Mer« und Griegs Klavierkonzert