Ein Gänsehaut-Moment: Zum ersten Mal seit dem Lockdown gaben die Berliner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Kirill Petrenko am 20. März 2021 ein Konzert vor 1000 Zuhörerinnen und Zuhörern, die gerührt, ergriffen und begeistert der Aufführung von Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre Romeo und Julia und Rachmaninows Zweiter Symphonie lauschten. Die Berliner Zeitung feiert in ihrer Konzertbesprechung den »unfassbar schönen Klang der Philharmoniker, nobel und ausdrucksvoll zugleich«. Zum Schluss gab es Standing Ovations.
Das Konzert fand im Rahmen des Pilotprojektes »Perspektive Kultur« statt, das die Senatsverwaltung für Kultur und Europa mit verschiedenen Kulturinstitutionen sowie visitBerlin entwickelt hat. Ziel dieses Projektes ist die Überprüfung der logistischen und praktischen Umsetzbarkeit von Veranstaltungen in Verbindung mit SARS-CoV-2-Antigen-Tests. Beim Konzert in der Philharmonie Berlin wurde die Hälfte des Publikums in vom Senat koordinierten, dezentralen Testzentren getestet, die andere Hälfte konnte ein eigens für die Veranstaltung im Foyer des Kammermusiksaals der Philharmonie Berlin eingerichtetes Testzentrum nutzen.
Andrea Zietzschmann, Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker: »Im Vorfeld dieses Projektes haben wir uns als Veranstalter gefragt, ob ein Konzertbesuch mit vorgeschaltetem Test und mehr zeitlichem Aufwand überhaupt vom Publikum angenommen wird. Diese Frage können wir mit einem eindeutigen ›Ja!‹ beantworten. Nach nur vier Minuten waren bereits alle verfügbaren Tickets im Vorverkauf vergriffen, und die Nachfrage nach Karten war enorm. Auch organisatorisch haben die Abläufe mit den nötigen Neuerungen sehr gut geklappt, so dass das Konzert pünktlich beginnen konnte. Die Begegnung der Berliner Philharmoniker mit ihrem Publikum und der Konzertabend waren bewegend und werden sicher einzigartig in der langen Geschichte des Orchesters bleiben. Insgesamt bewerte ich diesen Testlauf als großen Erfolg, auf dem wir weiter aufbauen können. Wir sind allen Beteiligten sehr dankbar für ihre großartige Unterstützung! Unser Ziel ist es nun, dieses Projekt als Grundlage und Vorbild für weitere Öffnungsschritte zu nehmen, von denen dann die gesamte Kulturszene und andere Veranstaltungen profitieren können.«
Begleitet wurde die Stiftung Berliner Philharmoniker bei der Durchführung dieses aufwändigen Projektes von Dr. Florian Kainzinger als Projektleiter im Bereich Hygiene und Infektionsschutz sowie von drei Wissenschaftlern und zwei Ärztinnen der Charité, die die Teststation betreuten, von der Goodlive GmbH, die sich um den Bereich Besuchermanagement und die dafür nötige Logistik kümmerten, sowie von der Kanzlei Raue LLP, die die Datenschutzrichtlinien für die Veranstaltung angepasst haben. Alle Genannten haben mit ihren Teams pro bono für das Projekt gearbeitet.
Dr. Florian Kainzinger: »Das Projekt in der Philharmonie Berlin hat gezeigt, dass es sowohl möglich als auch sicher ist, Veranstaltungen unter strengen Hygieneregeln mit einem vorgeschalteten SARS-CoV-2-Antigen-Test durchzuführen. Unsere zeitliche Kalkulation ist aufgegangen und der Ablauf der Testungen war sowohl aus ärztlicher als auch logistischer Sicht gut machbar. Wir hätten im selben Zeitraum sogar das gesamte Publikum vor Ort testen können. Wichtig zu ergänzen wäre noch, dass es sich bei diesem Projekt nicht um eine wissenschaftliche Studie handelt, sondern um das praktische Austesten von komplexen logistischen Abläufen – unter Beteiligung verschiedener Expert*innen vor Ort.«
Marko Hegner, Geschäftsführer der Goodlive GmbH: »Als Firma aus dem Bereich des Live-Entertainment und Veranstalter vieler großer Kultur-Events war es für uns sehr wichtig, an diesem Projekt teilzunehmen. Wir freuen uns darauf, die gewonnenen Erkenntnisse auch auf andere Veranstaltungen anwenden zu können. Eine sehr gute Lernerfahrung für uns war, dass die Anzahl der durchzuführenden Testungen vor Ort leicht nach oben oder unten skalierbar ist und so eine echte Übertragbarkeit für andere Veranstaltungsorte vorhanden ist.«
Susanna Kunz, Projektleiterin Pilotprojekt »Perspektive Kultur«: »Nach der Hälfte der Veranstaltungen können wir feststellen, dass die geplanten Prozesse gut funktionieren, insbesondere mit Blick auf die Sicherheit aller Besucher*innen. Nun gilt es, die Abläufe vor allem an der Schnittstelle Ticketing – dezentralen Testmöglichkeiten – Umsetzung vor Ort zu optimieren. Besonders wichtig ist hier die Schaffung eines einheitlichen digitalen Nachweises des negativen Testergebnisses der Teststellen, um den Ticketingprozess und den sicheren Einlass zu gewährleisten. Es ist großartig, dass Berlin mit dem Pilotprojekt dazu beiträgt, eine zeitnahe Öffnung von Kultur zu ermöglichen und somit einen Anreiz schafft, dass die Menschen die angebotenen Testkapazitäten auch wirklich nutzen.«