Neben dem spendenfinanzierten gemeinnützigen Verein Karajan Akademie der Berliner Philharmoniker, der die Ausbildung junger hochbegabter Musikerinnen und Musiker durch Mitglieder der Berliner Philharmoniker ermöglicht, gibt es seit dem Jahr 2000 eine weitere Einrichtung: Die Stiftung zur Förderung der Karajan Akademie. Ihr einziges Ziel besteht darin, die von Herbert von Karajan gegründete Nachwuchsförderung zu unterstützen.
Claudio Abbado, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker von 1989 bis 2002, begünstigte als Nachfolger Herbert von Karajans die Akademie maßgeblich dadurch, dass er dieser Stiftung 2002 das Vermögen der Claudio-Abbado-Musikstiftung zukommen ließ. Claudio Abbado zu Ehren vergibt die Karajan Akademie in unregelmäßigen Abständen den Claudio-Abbado-Kompositionspreis. Gleichzeitig wird der oder die Ausgezeichnete beauftragt, ein Werk zu komponieren, das die Besetzungsmöglichkeiten der Stipendiatinnen und Stipendiaten der Akademie berücksichtigt und auf ihre musikalisch-künstlerische Qualifikation eingeht. Die Probenphase wird von der Komponistin bzw. dem Komponisten begleitet und das Werk im Rahmen eines Konzerts der Karajan-Akademie uraufgeführt.
Neukomposition: Nachtergebung Konzert für Violoncello und Orchester
Uraufführung am 7. Mai 2022
Dirigent: Kirill Petrenko
Violoncello: Bruno Delepelaire
Das Cellokonzert Nachtergebung besteht aus fünf unmittelbar ineinander übergehenden Sätzen, deren Überschriften von Gedichten des österreichischen Expressionisten Georg Trakl entlehnt sind. Die dunkel glühenden, von Todesahnung satten, an schaurig-schönen Bildern reichen Texte bieten Anknüpfungspunkte für Musik. Donghoon Shin fühlt sich von ihnen »an kunstvollen, kühnen Kontrapunkt« erinnert; die Bilder hätten ihn »zu verschiedenen Melodien, Harmonien und Farben inspiriert«.
Anlässlich des 50. Jubiläums der Karajan-Akademie wurde das Werk in der Philharmonie Berlin mit Solist Bruno Delepelaire unter der Leitung von Kirill Petrenko uraufgeführt.
Neukomposition: Transfixed für Ensemble
Uraufführung am 22. September 2020
Als »rau, häufig gar roh im Gestus«, wird die Musik Milica Djordjevićs beschrieben, als eine »vitale Tonsprache, die weniger Harmonie und Schönklang verweigert, als dass sie, durchaus lustvoll, das Erlebnis des Elementaren gewährt: Tönen der Emanationen der Erde.« Milica Djordjević wurde im Jahr 2020 der Claudio-Abbado-Kompositionspreis zugesprochen, außerdem erhielt sie von der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker einen Kompositionsauftrag für das Werk transfixed, das im Rahmen des Musikfests 2020 uraufgeführt wurde.
Neukomposition: Alavò
Uraufführung am 5. November 2017
Kraftvolle und minutiös ausgearbeitete Kompositionen, die häufig szenische Elemente und Raumklangkonzepte einbeziehen und den Musikern auf den Leib geschnitten sind, zeichnen den 1979 in Maribor geborenen Komponisten Vito Žuraj aus. Innerhalb kurzer Zeit setzten sich seine Werke im Konzertsaal und bei wichtigen Festivals durch, interpretiert unter anderem vom New York Philharmonic Orchestra, dem BBC Scottish Symphony Orchestra, dem Ensemble Modern und dem RIAS Kammerchor.
Neukomposition: Aquae
Uraufführung am 9. November 2014
Valerio Sannicandros Klangsprache bewegt sich im Spannungsfeld zwischen kompositorischer Idee, einer ›Verräumlichung‹ der Musik, und spielerischer Herausforderung. Aquae präsentiert dem Hörer bisweilen irreal wirkende Klangbilder, für deren Erzeugung die Instrumentalisten ihren gewohnten Instrumentalraum verlassen.
Neukomposition: Concerto de chambre No. 1
Uraufführung am 16. Juni 2010
Das Denken und Schaffen Bruno Mantovanis verbindet geschichtliches Wissen mit dem Bewusstsein für die Herausforderungen der Zukunft; die Konsequenz daraus bedeutet für ihn, sich mit allen Sinnen der Gegenwart zu stellen und ihre unterschiedlichen musikalischen Formate einzubeziehen. Diese weltoffene lebensbejahende Musikalität macht ihn zu einem idealen Pendant für die jungen hochbegabten Musikerinnen und Musiker der Akademie.
Neukomposition: Quintett für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier
Uraufführung am 10. November 2006
Im Spannungsfeld von kompositorischer Idee und spielerischer Praxis ist Jörg Widmann für die gemeinsame Arbeit mit Stipendiatinnen und Stipendiaten prädestiniert. Sich in die Diskussion mit jungen Musikerinnen und Musikern zu begeben, den eigenen ästhetischen Diskurs nahezubringen, indem er die Spielenden in den Schaffensprozess einbezieht, zeichnet den Komponisten aus. Sein Verdienst ist es, im Verständnis der jungen Musikerinnen und Musikerin die Brücke zur Neuen Musik zu festigen.