Entstehungszeit: 1910-1911
Uraufführung: der Walzerfolge nicht nachgewiesen; die Uraufführung der Oper erfolgte am 26. Januar 1911 im Königlichen Opernhaus Dresden unter der Leitung von Ernst von Schuch.
Dauer: 8 Minuten
Bei den Berliner Philharmonikern:
erstmals am 13. März 1917 unter der Leitung des Komponisten
Ein Kunst-Werk in doppeltem Sinne: Mit der ganzen Meisterschaft ihres Könnens wollten der Münchner Komponist Richard Strauss und der Wiener Literat Hugo von Hofmannsthal gemeinsam etwas schaffen, bei dem kaum etwas »echt« ist und alles zusammen trotzdem wahr – ein Stück, in dem ausnahmsweise der Schein nicht trügt, sondern trifft. Es war »der geheime Wunsch, ein halb imaginäres, halb reales Ganzes entstehen zu lassen«, der laut Hofmannsthal hinter den ersten skizzierten Gedanken einer komischen Oper stand.
Das Wien von 1760, zur Zeit Maria Theresias, sollte in dem Stück aufleben. Die Reise dorthin führte die Autoren über so viele Umwege und Zwischenstationen, dass es fast unbegreiflich erscheint, wie schlüssig das Ergebnis wirkt. Hofmannsthal griff, angeregt von seinem Freund Harry Graf Kessler, auf literarische, kunst- und kulturgeschichtliche Motive zurück, von Molière bis Alfred de Musset, von Goethe bis zum Wiener Vorstadttheater. Von Anfang an hatte Hofmannsthal auf die musikalische Gestaltung der Oper eingewirkt, und insbesondere die Walzermelodien, die Strauss dann ausführlich verwendete, sind seiner Anregung zu danken: »Lassen Sie sich für den letzten Akt einen altmodischen, teils süßen, teils frechen Wiener Walzer einfallen, der den ganzen Akt durchweben muss«, schrieb er am 24. April 1909.
Diese Walzer wurden zum Populärsten des Rosenkavaliers, waren aber auch ein Hauptangriffspunkt seiner Kritiker – nicht zuletzt, weil sie als so offenbarer Anachronismus herausstachen: Als Maria Theresia über das Habsburgerreich herrschte, gab es den Wiener Walzer noch gar nicht. Bei der italienischen Erstaufführung an der Mailänder Scala führten die Walzer gar zu einem Skandal: Am Schluss des zweiten Akts schallte von der Galerie lautstarker Protest herunter. Auf die Frage des Komponisten, warum die jungen Leute »so bös wären«, erklärte der Regisseur in der Pause: »Wegen des Walzers. … In der Scala goutiert das Publikum den Wiener Walzer nur im Ballett.« Gut zwanzig Jahre nach der Uraufführung gab Strauss die »Walzerfolgen aus dem 3. Akt« heraus.
Als gegen Kriegsende Opernaufführungen für unabsehbare Zeit unmöglich wurden, machte er weitere Musik des Rosenkavaliers für den weniger aufwendigen Konzertbetrieb verfügbar. So entstand eine Kompilation aus Walzerthemen aus dem ersten und zweiten Akt mit einer vorangestellten Einleitung, genannt »Walzerfolge Nr. 1«, dem Auftreten dieser Musik in der Oper entsprechend. Die zuvor entstandene Zusammenstellung aus dem dritten Akt wurde nun »Walzerfolge Nr. 2« überschrieben. In diesem, heute aufgeführten Potpourri klingt an, wie sich Baron Ochs im Wirtshaus auf sein Tête-à-tête mit dem vermeintlichen Mariandel vorbereitet, das vom kostümierten Octavian gespielt wird, es gibt Reminiszenzen an den schwungvollen Walzer des Barons (»mein Leiblied«) – und ganz am Ende kommt auch das Schlussterzett (»Hab mir’s gelobt, ihn lieb zu haben in der richtigen Weis’«) zur Geltung: Auch das steht schließlich im Dreiertakt.