Entstehungszeit: 1862-1867
Uraufführung: des Vorspiels am 1. November 1862 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung des Komponisten
Dauer: 9 Minuten
Bei den Berliner Philharmonikern:
erstmals am 17. Oktober 1882, Dirigent: Ludwig von Brenner
Richard Wagner hatte bereits über die Hälfte seines Rings des Nibelungen fertiggestellt, als die Verwirklichung dieses monumentalen Opernzyklus in unerreichbare Ferne rückte. So entschloss er sich, vorerst zwei für sich stehende Stücke zu schreiben: Tristan und Isolde – und von 1861 an die einzige komische Oper seiner Reifezeit, Die Meistersinger von Nürnberg, zu der er schon zwanzig Jahre zuvor erste Ideen notiert hatte. In einer zerrissenen, sich radikal verändernden Welt seinen Platz zu finden, das Glück im Privaten und eine angemessene Rolle in der Gesellschaft: Davon handelt das Werk am Beispiel bürgerlicher Handwerkszünfte und eines jungen Adligen. Es geht um alte Regeln und ihren Sinn, der immer wieder aufs Neue zu befragen ist.
Davon spricht auch die Musik, die sich durch Fanfarenglanz und Kontrapunkt eine »alte« Anmutung gibt, diese Elemente jedoch auf ganz neue Art einsetzt. Kirill Petrenko kennt die Meistersinger seit langem; für ihn sind sie »ein Werk, das alle Widersprüche der Welt in sich birgt – und das versucht, diese Widersprüche in der Kunst zu versöhnen«. Das Vorspiel ist insofern ein Unikum, als Wagner 1861 auf einer Fahrt von Venedig nach Wien »sofort mit größter Deutlichkeit den Hauptteil der Ouvertüre in C-Dur« entwarf – noch bevor eine Zeile des Operntextes geschrieben war. Der Abschnitt nimmt das wesentliche thematische Material der Oper vorweg – als musikalische und ideelle Essenz des Gesamtwerks.